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Blogbuster: Valerian – Die Stadt der tausend Planeten

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2017 ist wahrlich ein Traumjahr für Comicfans. Nach den phänomenalen ´Guardians of the Galaxy Vol. 2´, ´Wonder Woman´, ´Spider Man: Homecoming´ und demnächst ´Justice League´ sowie zum Abschluss des Jahres ´Thor 3: Tag der Entscheidung´ mag es Kinofans schwer fallen, durchzuatmen. Erfreulicherweise bietet Luc Bessons ´Valerian´ ebenjene willkommene Verschnaufpause. ´Valerian´ würde ich am ehesten mit einem esoterischen Trip ins Comicuniversum vergleichen.

INHALT

Zunächst werden die Zuschauer mit musikalischer Unterstützung von David Bowie mit der Internationalen Raumstation im Jahre 2020 bekannt gemacht. Im Zeitraffer wird verdeutlicht, dass die ISS immer mehr internationalen Zulauf erhält und ständig ausgebaut wird. Als sie in naher Zukunft ihre kritischen Maße erreicht, wird sie in die Weiten des Alls befördert und besteht fortan als Alpha, die Stadt der tausend Planeten, weiter. Auf Alpha befinden sich im 28. Jahrhundert etwa 200 Alienspezies, die neben der menschlichen Rasse friedlich koexistieren und ihr kumulatives Wissen zum Wohle der Allgemeinheit miteinander teilen.

Der titelgebende Held (Dane DeHaan, ´A Cure for Wellness´) und seine Partnerin Laureline (Cara Delevingne, ´Margos Spuren´, ´Suicide Squad´) sind hochdekorierte Spezialagenten der menschlichen Föderation. Sie erhalten von der menschlichen Regierung den Auftrag ein höchst seltenes Wesen, das letzte seiner Art, welches bei einem Schwarzmarktdeal verkauft werden solle, abzufangen. Nach erfolgreich abgeschlossener Mission wird Valerian jedoch misstrauisch, da jenes Wesen ihm aus seinen Träumen bekannt ist. Der Traum zeigt die Ausrottung einer friedlichen Zivilisation durch menschliche Territorialkämpfe im Orbit ihres Heimatplaneten Mül. Jener wurde jedoch bereits vor 30 Jahren vernichtet.

Bei ihren Nachforschungen kommen die Spezialagenten einem militärischen Vertuschungsvorhaben auf die Schliche. Dabei müssen sie sich nicht nur allerlei Aliens erwehren, sondern auch die militärische Intrige aufdecken, ohne dabei vor dem Kriegsgericht zu landen. Die Drahtzieher stehen nämlich weitaus höher auf der Karriereleiter als die Protagonisten. Es folgt eine zweistündige Achterbahnfahrt durch Phantasiewelten, wie sie nur aus dem Geiste Luc Bessons entstehen könnten.

Est très joli!

´Valerian´ ist ein wahrer Rausch der Sinne. Der Film ist die vierte Zusammenarbeit der zwei bedeutendsten Spezialeffektstudios der Welt: ILM (´Terminator 2´, ´Star Wars´, ´Idiana Jones´, ´MCU Filme´ uvm.) und Weta Digital (´King Kong´, ´Der Herr der Ringe´, ´Der Hobbit´-Trilogie uvm.). Das geschätzte Budget von knapp 200 Millionen Euro wurde in meinen Augen perfekt eingesetzt. Bei der Spezialeffekt-Mär der Multimillionendollar-Produktionen aus Hollywood ist die Gefahr groß, für Spezialeffekte und kleine Details abzustumpfen. Erfreulicherweise beweist ´Valerian´, dass es durchaus gravierende Unterschiede bei der Verwendung von CGI Effekten geben kann.

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Bereits ab der Eröffnungssequenz auf dem Planeten Mül wird deutlich, wie visionär Luc Bessons Geist wirklich ist und dass seine Vorstellungskraft schier grenzenlos scheint. Die Farbenpracht, kleinsten Details und äußerst liebevoll gestalteten Aliens reißen die Zuschauer von Anfang an mit. Während US-Produktionen den Hauptaugenmerk auf bombastische Action und coole Sequenzen mit den jeweils titelgebenden Helden legen, fährt Luc Besson auf einer völlig anderen Schiene. Genau das war auch erforderlich, damit sich der Film von den recht vorhersehbaren US-Produktionen abgrenzen kann. In jener Hinsicht kann der Film völlig überzeugen.

Die Stars des Films sind der Planet Mül, die vielfältigen demographischen Zonen Alphas und vor allen Dingen die außerirdischen Lebensformen. In diesen Aspekten wird deutlich, dass viele US-Produktionen nur das Nötigste an CGI verwenden und sich kaum Gedanken um die Liebe zum Detail machen. Die CGI Segmente sind makellos und vor allem in 3D bereiten sie einfach nur Freude.

Valerian-Blogbuster-3

Zum Thema 3D kann ich lediglich anmerken, dass ´Valerian´ der erste Film seit Langem ist, für den sich der 3D Aufpreis tatsächlich lohnt. Das Universum lebt von der Farbenvielfalt und den eindrucksvollen Alien- und Setdesigns. Jene kommen dank 3D hervorragend zur Geltung und die Zuschauer sind mittendrin statt nur dabei. Bisher war ´Valerian´ für den Verfasser des Artikels das Audiovisuelle (3D-)Highlight des Jahres. Farbenfroh, schnell, eindrucksvoll und ein esoterischer Trip ins (europäische) Comicuniversum.

KRITIK UND FAZIT

´Valerian´ bietet eine willkommene Abwechslung zum Hollywood Comicbombastkino. Die Schauwerte liegen in der Liebe zum Detail und zur Vorlage, welche Generationen von US-SciFi Serien geprägt hat. Die Dialoge wirken manchmal leider etwas gekünstelt und sind teils vorhersehbar, was aber einen praktischen Grund zu haben scheint. Besson entschloss sich, den Film komplett auf Englisch mit englischsprachigen Darstellern zu drehen, um bessere Chancen auf dem internationalen Markt zu haben. Inwiefern jene Entscheidung das Einspielergebnis beeinflussen wird, steht noch in den Sternen. Die Story selbst ist auch leider etwas vorhersehbar, wurde aber speziell für den Film geschrieben. Lediglich Charaktere und Universum liegen der französischen Comicvorlage zu Grunde.

Valerian-Blogbuster-RihannaDie positiven Aspekte überwiegen jedoch die Kritikpunkte haushoch. Neben der hervorragenden Chemie der Hauptdarsteller wird der Cast durch Rutger Hauer, Clive Owen und Ethan Hawke abgerundet. Besonders erwähnenswert ist die tragische Rolle von Bubbles (Rihanna), einer Aliengestaltwandlerin, die als Kind gekidnappt wurde und in einer Bar als Quickchangetänzerin arbeiten muss. Die Interaktion zwischen Bubbles und Valerian ist urkomisch und kumuliert in einem emotionalen Highlight des Films.

Neben den Weltklassedarstellern wirkt die Geschichte um eine aus den Chroniken gelöschte friedliche Zivilisation beinahe banal. Jene Geschichte endet jedoch mit einer starken Moral und bei ´Valerian´ ist der Weg das Ziel.

Jener Weg ist gespickt mit einer noch nie da gewesenen Liebe zum Detail, Farbenvielfalt, Einfallsreichtum und einer starken Message um Krieg, Verlust, Liebe und Vergebung. Jedem, der ein audiovisuelles Erlebnis der Extraklasse fernab des Erfolgsrezepts um Bombastkino aus Hollywood sucht und sich einfach in einer Bilder-Mär verlieren möchte, kann ich ´Valerian´ vorbehaltslos weiterempfehlen.

Luc Besson beweist, dass europäische Produktionen mit den Blockbustern aus Hollywood zweifelsohne mithalten können und bringt mit seiner Liebe zum Detail etwas Neues zu Comicverfilmungen. Hoffentlich wird er noch die Möglichkeit bekommen, weitere Geschichten aus dem Universum erzählen zu dürfen. Das Debut ist atemberaubend!


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