Inhalt
Mitte der 20er Jahre betritt Zauberer und Tierforscher Newt Scamander erstmals amerikanischen Boden. In seinem Gepäck befindet sich nur ein verwitterter Lederkoffer, doch schon bald lässt sich erahnen, dass dieser geheimnisvoller ist, als er auf den ersten Blick erscheint: Im Inneren befinden sich – ein Ausdehnungszauber macht es möglich – hunderte von magischen Wesen, welche Newt auf seinen Reisen durch die ganze Welt gefunden, gefangen oder gerettet hat.
Als ihm jedoch diverse Wesen aus dem Koffer entwischen, muss er seinen Aufenthalt in New York überraschend verlängern. Über dieses Ungeschick alles andere als erfreut zeigt sich das amerikanische Ministerium für Zauberei, MACUSA, welches aufgrund der Verfolgung von Zauberern und Hexen durch die amerikanische Gesellschaft sowie eines unbekannten dunklen Wesens, das die Stadt in Atem hält, schon genug Ärger hat.
So bleibt Newt nur wenig Zeit, gemeinsam mit seinen neu gewonnenen Freunden Jacob Kowalski, einem liebenswerten Muggel, und den beiden Schwestern Tina und Queenie Goldstein die Sache wieder geradezurücken.
Verknüpfung zur ´Harry Potter´-Reihe
Die wichtigste Frage, die sich wohl alle ´Harry Potter´-Fans seit der Ankündigung eines neuen Films aus der magischen Welt stellen, lautet: Kann das Spin-off mit den Originalfilmen mithalten oder wird es eine Enttäuschung für die ohnehin schon hohen Erwartungen?
Ohne Zweifel wurde von Autorin Rowling mit den Harry Potter-Büchern und -Filmen ein unvergleichliches Universum geschaffen, in welchem sich Jung und Alt in Tagträumen verlieren können. Schon nachdem im Kinosaal die Lichter ausgegangen sind und die Werbung vorbei ist, huscht bei den meisten Zuschauern ein Lächeln über die Lippen, als die bekannte Filmmusik erklingt, und nach wenigen Minuten die ersten Zaubersprüche ausgesprochen werden: „Alohomora“, „Petrificus Totalus“, alles bereits bekannt aus ´Harry Potter´.
Wer allerdings actionreiche Duelle mit roten und grünen Funkenregen erwartet, wie man sie besonders aus den letzten ´Harry Potter´-Filmen kennt, der wird bei ´Phantastische Tierwesen´ enttäuscht werden. Schnell macht der Film aber klar, dass er zwar in der bereits bekannten Welt spielt, aber komplett eigenständig da steht.
Hier und dort fällt ein bekannter Name, Dumbledore, Grindelwald und die Lestrange-Familie finden Erwähnung. Einige der gezeigten magischen Wesen haben Harry und seine Freunde bereits im Fach Pflege magischer Geschöpfe kennengelernt, und ganz besonders für Freude unter den Fans sorgt der grau-gelbe Schal im Gepäck von Newt Scamander, der zwar von Hogwarts verwiesen wurde, aber seinem Haus Hufflepuff noch immer treu ist.
Durch diese weitgehende Eigenständigkeit des Films umgehen die Produzenten geschickt das Problem der ständigen Vergleiche mit der Harry-Potter-Geschichte. Hätte ´Phantastische Tierwesen´ zu stark an diese angeknüpft, so hätte es wohl viele Enttäuschungen gegeben – vermag ein Spinoff es doch kaum, die zweiterfolgreichste Filmreihe aller Zeiten zu übertreffen.
Technik und Szenenbild
Wie schon in den Potter-Verfilmungen war Stuart Craig für das Szenenbild in ´Phantastische Tierwesen´ zuständig. Alleine für sein Design der ´Harry Potter´-Filmreihe wurde er viermal für den Oscar für das beste Szenenbild nominiert und auch in diesem neuen Film lässt Craig keine Zweifel an seinen gestalterischen Fähigkeiten.
Viele Szenen spielen in den Straßen oder über den Dächern von New York, wodurch immer wieder die Erinnerung wachgerüttelt wird, dass der Film Mitte der 1920er Jahre spielt. Sehr imposant ist auch die Darstellung des MACUSA, die das britische Zaubereiministerium zwar nicht übertrifft, aber mit viel Gold die Wichtigkeit der Regierung unterstreicht.
Viel Fantasie wurde in der Darstellung und Animation der Tierwesen bewiesen. Newt hat ein Herz für sie alle, von klein bis groß, schleimig bis flauschig, fliegend bis schwimmend. Zuweilen kann man sich schon fragen, ob Newt mit Hagrid verwandt ist, denn die Begeisterung für die Wesen ist verblüffend ähnlich. Viele Tiernamen hat man schon im Schulunterricht von Harry Potter gehört: Bowtruckles, Niffler, Mondkälber und böse Sturzfalter. Immer wieder retten sie Newt und seine Freunde aus bisweilen brenzligen Situationen. Sie leben alle zusammen in Newts schier unglaublichem Koffer: Unendlich groß scheint dieser zu sein, mit einem passenden Habitat für jedes einzelne Wesen.
Nicht zuletzt wird der Film durch die fantastische Filmmusik von James Newton Howard vervollständigt.
Figuren und Schauspieler
Die Figur des Newt Scamander scheint perfekt für Schauspieler Eddie Redmayne. Oder andersherum? Der Oscarpreisträger geht vollkommen auf in der Rolle des etwas sonderbaren, aber liebenswerten Zauberers, der mit der Gesellschaft von Menschen wenig anfangen kann, aber wie ein liebender Vater für seine magischen Wesen sorgt. Redmayne gibt ihm sein typisch schiefes Grinsen mit auf den Weg, sowie eine leicht hinkende Gangart, und beweist einmal mehr seine Fähigkeit, einem Charakter den letzten Schliff zur Perfektion zu verleihen.
An seiner Seite befindet sich Schauspielerin Katherine Waterston, für die diese Rolle in ihrer Schauspielkarriere wohl die bisher größte war. Sie verkörpert die amerikanische Hexe Tina, eine ehrgeizige junge Aurorin, die aufgrund ihrer Impulsivität aber häufiger Probleme in ihrem Job bekommt. Tina und Newt stehen sich gegenseitig bei, und im Laufe des Films entwickelt sich eine tiefere Zuneigung zwischen den beiden.
Durch Zufall lernt Newt den Muggel (oder No-Maj, wie nicht magische Menschen in Amerika genannt werden) Jacob Kowalski kennen, gespielt von Dan Fogler. Der liebenswerte Fabrikarbeiter dringt staunend immer tiefer in die magische Welt vor und erinnert an den jungen Harry Potter, der einst so begeistert war von den immer neuen Geheimnissen der Zaubererwelt.
Jacob entwickelt sich schnell zum Zuschauerliebling, denn mit dem Herz am rechten Fleck stolpert und taumelt er etwas tollpatschig durch die Geschichte, aber ist seinen neuen Freunden gegenüber loyal und ehrlich und sieht, wie auch Newt es tut, die Schönheit in allen magischen Wesen.
Jacob verliebt sich auf den ersten Blick in die schöne Queenie, die Schwester und Mitbewohnerin von Tina. Die Gedankenleserin erwidert diese Gefühle schon bald, und obwohl sie im Schatten ihrer Schwester steht, hilft sie den Freunden mehrmals aus der Klemme. Verkörpert wird sie von der Sängerin Alison Sudol.
Fazit
Joanne K. Rowling beweist in ´Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind´ einmal mehr, dass ihre Geschichten stets vollkommen durchdacht sind. Die Charaktere sind alle auf ihre spezielle Art wundervoll, mit Ecken, Kanten und Eigenarten, welche dann auch noch durch hervorragende schauspielerische Leistungen in wirklich jeder Rolle optimal umgesetzt werden.
Unterschiedliche Handlungsstränge sind fein verwebt, und dass der Bösewicht der Geschichte bis zum Schluss nicht recht greifbar wird, sorgt für eine ständige Spannung, die den Film weder langweilig, noch zu brutal werden lässt.
Ich bin gespannt, was auf diese Geschichte noch folgen wird. So hieß es zuerst, Rowling werde eine Trilogie produzieren, mittlerweile wurden aber schon vier weitere Filme aus der magischen Welt angekündigt – es bleibt also spannend!