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Sully – Ab 1. Dezember 2016 im Kino

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Ja, es sind noch knapp drei Monate, bis ´Sully´ ins Kino kommt, aber ich konnte meine Vorfreude auf den Film nicht länger zügeln und musste jetzt einfach diesen Vorschau-Beitrag zu meinem persönlichen Kino-Highlight des Jahres schreiben. 🙂

Meine Vorliebe für Biopics ist hinlänglich bekannt, aber im Fall von ´Sully´ ist da mehr als das pure Interesse daran, wahre Begebenheiten (dramaturgisch überhöht) auf der großen Leinwand nachzuverfolgen. Das Wunder auf dem Hudson umgibt etwas Magisches, das mich schon damals, als ich die reale Notlandung in meinem winzigen Münchner Studentenappartment in den Nachrichten sah, emotional berührt hat.

Sully-Hanks-Cockpit

Grund dafür ist, denke ich, eines der wenigen anderen Ereignisse der Zeitgeschichte, bei dem ich noch weiß, wo genau ich war, als es passiert ist: die Anschläge vom 11. September 2001. Denn auch knapp 7,5 Jahre nach 9/11 war mein erster Impuls, als ich hörte, dass in New York ein Flugzeug nicht dort war, wo es hingehörte, die Angst vor einem weiteren Massenmord bzw. dem Versuch dazu.

Dass dann auf dem grieseligem DVB-T-Bildschirm vor mir, anstatt über etwas derart destruktiv Böses, über solch eine erbauende, herzerwärmende Heldentat berichtet wurde, war einer der seltenen Momente, in denen man innehält und sich erstmal sammeln muss, um zu realisieren, dass diese unfassbare Geschichte tatsächlich real ist.

Die bekannte Geschichte

Am Nachmittag des 15. Januar 2009 hebt Kapitän Chesley Burnett Sully Sullenberger III mit seinem Airbus A320 und 155 Menschen an Board von der Nordwestpiste des LaGuardia Airports von New York in Richtung Charlotte, North Carolina ab.

Sully-Hanks-Telefon

Doch die US Airways-Maschine wird bereits kurz nach dem Start von einem Schwarm Vögel getroffen, woraufhin beide Triebwerke ausfallen. Der über 60 Tonnen schwere, mit Kerosin vollgepumpte Stahlgigant wird so in den Sinkflug gezwungen – direkt über der dicht besiedelten Bronx und mit einer solchen Geschwindigkeit, dass bis zum Bodenkontakt weniger als drei Minuten bleiben.

Nachdem er alle anderen Optionen, wie beispielsweise eine Rückkehr nach LaGuardia, als nicht praktikabel ausgeschlossen hatte, entschied sich der erfahrene Pilot zu dem ihm am erfolgversprechendsten erscheinenden Plan: eine Notwasserung auf dem eiskalten Hudson River.

Das Ergebnis ist bekannt: die äußerst schwierige Landung glückte und alle 155 sich an Board befindenden Menschen (und unzählige New Yorker am Boden, die von einem unkontrollierten Absturz getroffen worden wären) überlebten nahezu unverletzt.

Für einen tieferen Einblick in die damaligen Ereignisse, empfehle ich jedem, sich die folgende Dokumentation anzusehen, die nicht nur die Geschehnisse detailliert nacherzählt, sondern auch einige Fluggäste von damals zu Wort kommen lässt und zudem die Audio-Mitschnitte des Funkverkehrs zwischen Sully und dem Tower einspielt, die mich persönlich mit am meisten beeindruckt haben, da der Pilot dort (zumindest nach außen) eine absolut unglaubliche Ruhe und Abgeklärtheit an den Tag legt, als würde er gerade ein Routine-Manöver durchführen und sich nicht in einer totalen Ausnahmesituation befinden, auf die er trotz über 20.000 bis dato absolvierter Flugstunden nicht vorbereitet sein konnte.

Die unbekannte Geschichte

Was viele nicht wissen: Obwohl Kapitän Sully aufgrund seiner Heldentat von der breiten Öffentlichkeit gefeiert wurde, hatte der Vorfall für ihn auch ein unangenehmes Nachspiel, das zum einen seinen Ruf und seine weitere Karriere gefährdete, zum anderen aber auch seine mentale Gesundheit in Mitleidenschaft zog.

Das National Transportation Safety Board (NTSB) – die amerikanische Behörde für die Aufklärung von Unglücksfällen im Transportwesen – leitete nämlich eine Untersuchung ein, die die Frage in den Raum stellte, ob Sullys Manöver wirklich das richtige war oder nicht vielmehr eine waghalsige Gefährdung der Menschen an Board darstellte, da es andere, vermeintlich deutlich sicherere Optionen gab, die missliche Situation zu lösen.

Der Film

Diese der Welt recht unbekannte, da unerzählte Geschichte hinter dem Wunder – das Untersuchungs-Drama, das Sully in arge Bedrängnis brachte, – wird auch im kommenden Film eine zentrale Rolle spielen.

Für Regie-Altmeister Clint Eastwood (´American Sniper´, ´Million Dollar Baby´), der als 21-Jähriger übrigens auch mit einem Flugzeug abgestürzt ist und im Pazifik schwimmend auf Rettung hoffen musste, war diese unbekannte Seite der Ruhmesmedaille sogar der ausschlaggebende Aspekt, sich dem Projekt anzunehmen:

Sully-Hanks-Poilzei„Jeder, der kühlen Kopf bewahrt, wenn die Dinge aus dem Ruder laufen, der nicht in Panik verfällt und ruhig nach der besten Lösung sucht, offenbart einen herausragenden Charakter und eignet sich gut als Stoff für einen Film. Aber für mich kam das eigentlich Entscheidende danach, als der Untersuchungsausschuss seine Entscheidung in Frage stellte, obwohl er so viele Leben gerettet hatte.“

Man kann also davon ausgehen, dass neben der spektakulären Notlandung auch das behördliche Nachspiel und vor allem die persönliche, psychologische Komponente in der Aufarbeitung des Vorfalls bzw. in der Auseinandersetzung mit den im Zuge der Untersuchung erhobenen Vorwürfen eine wesentliche Rolle in ´Sully´ spielen wird.

Cast und Crew

Mit Hauptdarsteller Tom Hanks (´Bridge of Spies´, ´Forrest Gump´), der zuvor noch nicht mit Eastwood zusammengearbeitet hat, wurde ein Mann verpflichtet, der diesen emotionalen Prozess so nuanciert wie kaum ein anderer glaubhaft auf die Leinwand bannen kann.

Unterstützt wird er dabei von Aaron Eckhart (´London Has Fallen´, ´The Dark Knight´) als Co-Pilot Jeff Skiles, Laura Linney (´Teenage Mutant Ninja Turtles 2´, ´Mr. Holmes´) als Sullys Ehefrau Lorraine und die ewig als Walter Whites nörgelnde Ehefrau in Erinnerung bleibende Anna Gunn aus ´Breaking Bad´.

Sully-Untersuchung

Als Grundlage für den Film diente Eastwood und seinem Team das Buch „Man muss kein Held sein“ (Original: „Highest Duty: My Search for What Really Matters“), das Sullenberger, zusammen mit Co-Autor Jeffrey Zaslow, selbst verfasst hat.

Der Dezember kann kommen

Eine grandiose Geschichte, basierend auf einer unfassbaren, aber wahren Begebenheit, ein begnadeter Regisseur und ein toller Cast: klar, dass da nicht nur hinter vorgehaltener Hand von Oscars-Chancen geredet wird. Aber um sich diesbezüglich eine finale Meinung bilden zu können, muss man – zumindest hierzulande – bis Anfang Dezember warten (in den USA startet der Film bereits am 9. September).

Jedoch spricht, wie gerade geschildert, verdammt viel dafür, dass ´Sully´, ähnlich wie das Ereignis, dass dem Film als Vorlage diente, keine Bruchlandung hinlegen, sondern ein herausragendes Kino-Erlebnis werden wird. Seid gespannt!


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