Quantcast
Channel: CineStar-Blog
Viewing all articles
Browse latest Browse all 1070

BLOGBUSTER: X-Men: Apocalypse

$
0
0
DIE HANDLUNG

Charles Xavier (James McAvoy) unterrichtet in seiner Schule, Erik Lehnsherr (Michael Fassbender) führt ein vermeintlich ganz normales Leben und Mystique (Jennifer Lawrence) hilft all jenen, denen bis dato niemand geholfen hat.

Das hätte auch für sehr lange Zeit noch so bleiben können, wenn nicht plötzlich die personifizierte Apokalypse aufgetaucht wäre: En Sabah Nur (Oscar Isaac), der erste Mutant, der schon mehrere 1000 Jahre alt und extrem mächtig ist. Insbesondere für all seine Nachfahren, aber auch für die Menschheit im Allgemeinen steht viel, wenn nicht sogar alles, auf dem Spiel und so ist es einmal mehr an den X-Men, die Welt vor ihrem sicheren Untergang zu bewahren!

DIE DARSTELLER

Dass James McAvoy (´Der letzte König von Schottland – In den Fängen der Macht‘, ´Die Lincoln Verschwörung‘ oder ´Das Verschwinden der Eleanor Rigby‘), Michael Fassbender (´Steve Jobs‘, ´Macbeth‘, ´Shame‘ oder ´Eine dunkle Begierde‘) und Jennifer Lawrence (Vier ´Tribute von Panem‘-Teile, ´Joy: Alles außer gewöhnlich‘, ´American Hustle‘ oder ´Silver Linings‘) – wie schon bei den letzten beiden Teilen – starke Performances abliefern würden, dürfte relativ wenige überrascht haben.

Schließlich handelt es sich bei den dreien um herausragende Schauspieler, die eine große Zukunft vor sich haben, was nicht heißen soll, dass ihre Gegenwart nicht ebenfalls schon beachtliche Ausmaße angenommen hätte: Eine Oscar-Nominierung für J.Law ist mittlerweile eher Regel als Ausnahme, Fassbender ist gerade dabei, der vielleicht gefragteste Schauspieler seiner Generation zu werden und bei McAvoy wird man das Gefühl nicht los, dass er lediglich die richtige Rolle im richtigen Film zur richtigen Zeit bräuchte, um ebenfalls in diese Sphären vorzudringen!

X-Men-Apocalypse-Magneto

Das Trio Raven Darkhölme/Mystique, Professor Charles Francis Xavier/Professor X und Erik Magnus Lehnsherr/Magneto stand seit ´X-Men: Erste Entscheidung‘ stets im Zentrum des Geschehens und zeichnete sich von Beginn an dadurch aus, dass es trotz aller Differenzen für keinen von ihnen je eine ernsthafte Option war, das zwischen ihnen bestehende Band unwiderruflich zu lösen.

Dies bedeutet allerdings nicht, dass all die Facetten dieses besonderen Verhältnisses nicht auch angemessen abgebildet worden wären – ganz im Gegenteil! Gerade dieses nuancierte Spiel und die ständige Weiterentwicklung des jeweiligen Charakters sind die vielleicht entscheidenden Gründe dafür, dass der Zuschauer nicht dazu in der Lage ist, für einen der drei wirklich Partei zu ergreifen, weil bis zu einem gewissen Punkt jeder von ihnen gute Argumente hat, um seine Position zu untermauern.

X-Men-Apocalypse-Professor-X

Kurz: Diese fantastischen Darsteller sind ein Glücksfall für das Franchise und nach ihren Leistungen in ´X-Men: Apocalypse‘ kann man nur hoffen, dass die Gerüchte, die besagen, dass Fassbender, Lawrence und McAvoy ausschließlich geschlossen verlängern wollen, zutreffen und die Verantwortlichen diesem Wunsch entsprechen werden.

Wir bleiben erstklassig: Oscar Isaac (´Star Wars: Episode VII – Das Erwachen der Macht‘, ´Ex_Machina‘, ´A Most Violent Year‘ oder ´Inside Llewyn Davis‘) beweist als En Sabah Nur/Apocalypse abermals, wie wandlungsfähig er ist, was keinen verwundern sollte, der sich zumindest ansatzweise schon einmal mit seinem Werdegang beschäftigt hat: Ein Blick auf seine berufliche Vita gibt nämlich keinen Aufschluss über ein etwaiges Lieblingsgenre und wenn man sich die bereits bestätigten Zukunftsprojekte so ansieht, spricht eigentlich nichts dafür, dass sich daran in absehbarer Zeit etwas ändern wird.

X-Men-Apocalypse-ApocalypseSeine Interpretation des ersten Mutanten ist deshalb so bemerkenswert, weil Isaac es wie kaum ein Zweiter beherrscht, mit nur wenigen Worten und sparsamen Gesten einen maximalen Effekt zu erzielen und beim Publikum einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen – sein einst stark kritisierter Look ist hier völlig nebensächlich. Niemand würde die Omnipotenz seiner Figur anzweifeln;  selbst wenn En Sabah Nur nicht direkt den Beweis erbringen würde, dass er über ungeheure Kräfte verfügt, wäre allein durch die Performance des Amerikaners für jeden völlig klar, wie mächtig dieses gottähnliche Wesen ist.

Diese Apocalypse-Version straft all jene Lügen, die stets behaupten, dass die Antagonisten per se die Schwachpunkte in Superhelden-Blockbustern sind. Das mag auch an der guten Vorlage beziehungsweise dem gelungenen Drehbuch liegen, aber eben in erster Linie an einem Mimen, der daraus etwas macht und Oscar Isaac ist ein ebensolcher!

Das Beste kommt bekanntlich zum Schluss, was im Falle von ´X-Men: Apocalypse‘ heißt, dass man an dieser Stelle einige Worte über die Leistung von Sophie Turner (´Secret Agency: Barely Lethal‘, ´Another Me: Mein zweites Ich‘ oder ´Game of Thrones – Das Lied von Eis und Feuer‘) verlieren muss!

X-Men-Apocalypse-Jean-Grey

Jean Grey/Marvel Girl gehört definitiv zu den interessantesten und wichtigsten Vertretern des Marvel-Universums, weshalb die Schauspielerin, die sie zu verkörpern hat, unweigerlich mit einer enormen Erwartungshaltung seitens der Fans zurechtkommen muss. Man könnte meinen, das sei wahnsinnig schwer; wer allerdings sieht, wie die vor allem als Sansa Stark bekannte Akteurin diese Rolle mit Leben erfüllt und ihr direkt ihren eigenen Stempel aufgedrückt hat, muss glauben, es gäbe nichts Einfacheres auf der Welt! Turner ist nicht der heimliche, sondern ohne jeden Zweifel der eigentliche Star des Films!

Der Zuschauer erlebt einerseits einen unsicheren Teenager, der noch seinen Platz in der Welt sucht, aber anderseits auch die mutige junge Frau mit der besonderen Gabe, die Fluch und Segen zugleich für sie ist. Die Art, wie die junge Engländerin Jean Grey die notwendige Tiefe verleiht, lässt einen beinahe vergessen, dass sie bislang nur in relativ wenigen Produktionen mitgewirkt hat und es sich bei ihr um keine erfahrene Darstellerin handelt, die seit Jahrzehnten im Geschäft ist.

X-Men-Apocalypse-MystiqueSpätestens nach diesem Movie sollte jeder wissen, dass Sophie Turner einen Film tragen kann, weswegen es eigentlich nur noch eine Frage der Zeit sein kann, bis es die Dark Phoenix Saga endlich auf die große Leinwand schafft – es soll ja nicht wenige geben, die die Existenz von ´X-Men: Der letzte Widerstand’ vor allem deshalb bestreiten, weil man es hier nicht verstanden hat, die Phoenix-Thematik so in den Mittelpunkt der Handlung zu rücken, dass man von einer angemessenen Verarbeitung der vielleicht besten X-Men-Story überhaupt sprechen konnte! 😉

LOB, KRITIK UND MEHR

Die Voraussetzung für famose Schauspielleistungen ist ein gutes Drehbuch, welches sich wiederum durch eine gute Geschichte auszeichnet, die allerdings nur dann als gut gilt, wenn das Balancing stimmt und weil dem so ist, weil all diese Faktoren sich gegenseitig bedingen, kommen nur sehr selten Filme ins Kino, die über jeden Zweifel erhaben sind.

Eine Rezension ist selbstverständlich nie frei von subjektiven Anteilen. Selbst wenn man sich noch so sehr bemüht, objektive Maßstäbe anzulegen, wird es immer Menschen geben, die bestimmte Beurteilungskriterien anders gewichten oder mit bestimmten Genres einfach generell nichts anfangen können.

X-Men-Gruppe

´X-Men: Apocalypse‘ macht es einem nun sehr schwer, ihn in seinem Genre als Comic-Adaption zu kritisieren, und zwar aus mehreren Gründen:

1. Das im ersten Absatz angesprochene Balancing ist nahezu perfekt: Auf einen originellen Einstieg, der den Antagonisten vorstellt und seine Motivation verdeutlicht, folgt zunächst eine überschaubare Anzahl an parallel verlaufenden Handlungssträngen, die schließlich kurz vor dem Höhepunkt zu einem einzigen zusammengeführt werden, der bis zum Ende bestehen bleibt und so konzipiert ist, dass man dieses Leinwandspektakel in der Rückschau als Abschluss oder als Neuanfang verstehen kann.

2. Trotz der zahlreichen Akteure hat man nie das Gefühl, dass einer überflüssig ist oder man im Vorfeld krampfhaft versucht hätte, einen Charakter einzubauen, der nichts zum Fortgang der Handlung beiträgt. Es ist jederzeit erkennbar, wer die Haupt- und wer die Nebenfiguren sind und wer auf dem besten Weg ist, aufzusteigen.

X-Men-Apocalypse-Sansa

3. Man hat eine sehr ernste Story, die nur minimal von gezeichneten Vorlagen inspiriert ist, lediglich einmal wirklich durch eine humorvolle Szene aufgelockert, die dafür aber auch jedem im Gedächtnis bleiben wird – Stichwort Sweet Dreams – und erreicht dadurch, dass das Publikum die gesamten 144 Minuten hinweg Teil des Ganzen bleibt und nicht wiederholt aus dem Geschehen herausgerissen wird. Dass die Handlung nicht überdurchschnittlich komplex daherkommt, ist angesichts der vielen Darsteller absolut nachvollziehbar, da so garantiert wird, dass der Zuschauer sich nicht ständig neu orientieren muss.

4. Die Schauwerte sind fantastisch – insbesondere sei hier auf die Exposition verwiesen – und die Action-Szenen wurden an den richtigen Stellen platziert, sodass sie sich organisch in ein Gesamtkunstwerk einfügen können und nie wie nachträglich angefügt wirken oder unpassend erscheinen.

5. und letztens: Bryan Singer ist Mr. X-Men und weil er das von Tag eins an war, ist es umso bemerkenswerter, dass er jede seiner beiden Mutanten-Generationen mit einer ganz eigenen Identität ausgestattet hat, dass keiner der von ihm verantworteten Filme – einer davon ist sogar ein Cross-over – einem anderen gleicht und dass jeder Titel der Reihe für sich stehen kann, obwohl es einen unverkennbaren roten Faden gibt, der alle durchzieht.

X-Men-Apocalypse-Angel

Für den bereits angesprochenen ´X-Men: Der letzte Widerstand’ zeichnete Singer im Übrigen nicht verantwortlich; dafür aber unter anderem Simon Kinberg, der ab ´X-Men: Erste Entscheidung‘ mit ihm ein Kreativteam bildete, weshalb man durchaus davon sprechen kann, dass sämtliche Abenteuer der ehemaligen Gruppe X einen gemeinsamen Ursprung haben, was sich bisher eindeutig bezahlt gemacht hat. Die Verantwortlichen dürften aus diesem Grund bei ihrem nächstes Projekt – womöglich unter Beteiligung von Deadpool – ebenfalls völlig freie Hand haben – das nennt man dann wohl gute Aussichten!

FAZIT

´X-Men: Apocalypse´ ist in vielerlei Hinsicht der aktuelle Maßstab, was Comic-Adaptionen angeht: Den Machern ist es auf eindrucksvolle Weise gelungen, erstens eine interessante Geschichte zu erzählen, die Abschluss und Anfang in einem ist, zweitens einen gewohnt großen sowie hochkarätigen Cast optimal einzusetzen und schließlich drittens in Sachen Balancing, der Königsdisziplin, auf ganzer Linie zu überzeugen.

In diesem Sinne: Viel Spaß im Kino! 😉


Viewing all articles
Browse latest Browse all 1070