Handlung
Robert Eggers´ „New England folk tale“ beginnt damit, dass William (Ralph Ineson) und Katherine (Kate Dickie) von einem Gericht der Blasphemie schuldig gesprochen und aus dem sicheren Dorf verbannt werden. Die Familie sieht diesen Vorfall als Chance, ihren Glauben so ausleben zu können, wie sie es sich von vorn herein gewünscht hatten.
Isoliert vom Rest der Welt und ohne eine sichtbare Bedrohung von außerhalb, ist das Familienleben allerdings von wahnhaften Zügen geprägt. Dieses zeigt sich speziell in der strikten Auslegung des Puritanismus aus der Sicht des Vaters, der niemals müde wird, seinem ältesten Sohn über die Verdorbenheit der gesamten menschlichen Rasse aufzuklären.
Der Alltag ist geprägt von Missernte und der schier undurchdringlichen Dichte des Waldes, der als eine Allegorie für Bedrohlichkeit steht. Wird dem Zuschauer im ersten Akt noch das Bedrohliche subtil dargelegt, schlägt zu Beginn des Mittelteils der Vorschlaghammer das erste Mal in der bereits angesprochenen Magengrube ein.
Beim Spielen mit Thomasin (Anya Taylor-Joy), dem ältesten Kind der Familie, verschwindet der kleinste Spross quasi vor ihren Augen spurlos. Was mit ihm geschieht, sei hier nicht verraten. Thomasin, die aufgrund ihres pubertären Alters eh argwöhnisch betrachtet wird, wird der Hexerei beschuldigt. Von nun an baut Robert Eggers fast mit jeder Szene mehr Spannung auf.
Der bedrohliche, missmutig stimmende Soundtrack trägt nur noch weiter dazu bei, dem Zuschauer unterschwellig eine Gänsehaut zu bereiten. Zugleich kann man seine Augen nicht von den albtraum- und wahnhaften Bildern abwenden und fühlt sich von der Atmosphäre in einen Sog gezogen, aus dem es kein Entrinnen gibt.
Fazit
Nie habe ich einen von der Grundstimmung her bedrohlicheren Horror-Thriller gesehen. Er zieht den Zuschauer über die gesamte Länge des Films immer mehr in die Thematik hinein und lässt ihn einfach nicht wieder los.
Des Öfteren fühlt man sich von der bereits angesprochenen Bedrohlichkeit des Waldes beängstigt und abgestoßen, um im gleichen Moment aber irgendwie davon angezogen zu werden. Dieser Spagat zwischen dem Subtilen und dem Offensichtlichen ist Robert Eggers nahezu perfekt gelungen. Genau deswegen lässt ‘The Witch‘ sich auch mit keinem anderen Film seiner Zunft vergleichen.
Die Darsteller tun ihr Übriges, um den Film authentisch wirken zu lassen und sind zu jeder Zeit in ihrer Rolle. Gerade die jungen Darsteller leisten hier grandiose Arbeit. Ralph Ineson als wahnhaftes Familienoberhaupt ist ebenfalls eine Klasse für sich.
Die visuelle Komponente des Films ist zudem noch eindeutig von Albrecht Dürer geprägt, dessen bekennender Fan Robert Eggers des Öfteren Motive des Renaissance-Malers seinen eigenen Bildern zugrunde legt. Hier sei nur der legendäre Feldhase Dürers angesprochen, der das Unheil lynch-esk ankündigt.
Abschließend sei gesagt, dass Freunde des anspruchsvollen Horrors hier voll und ganz auf ihre Kosten kommen werden und ihnen einer der kleinen Meisterwerke des modernen Horrorfilmes präsentiert wird.